Wenn die Phase des frisch Verliebtseins abklingt und eine realistischere Betrachtungsweise deines Partners mehr Raum einnimmt, dann fallen einem Eigenschaft des Partners auf, die man vorher nicht wahrgenommen hatte. Dann wirst du feststellen können, dass geschätzten positiven Eigenschaften eben Eigenschaften gegenüberstehen, die dir nicht so gefallen …

Um das Verständnis und Wissen dieser zweiten Seite der Medaille sowie den Umgang damit geht es hier.

Denn jeder Mensch bevorzugt jeweils eine mal mehr, mal weniger ausgeprägte Option aus den vier unten aufgeführten Grundeinstellungs-Alternativen. Diese Grundeinstellungen sind oft schon seit der Kindheit die Basis für seine Denk- und Handlungsweisen und damit bestimmendes Merkmal seiner Persönlichkeit.

Wir stellen dir diese Grundeinstellungs-Alternativen hier ohne Wertung einmal als „Pol und Gegenpol“ benannt, gegenüber:

Extrovertiert
Extrovertierte Menschen gewinnen Energie durch die Interaktion mit ihrer Umgebung und anderen Personen. Sie sind oft gesellig, kontaktfreudig und fühlen sich in Gruppen wohl. Sie bevorzugen aktive Umgebungen und genießen es, im Mittelpunkt zu stehen.
Introvetiert
Introvertierte Personen ziehen Energie aus dem Alleinsein und der inneren Reflexion. Sie bevorzugen ruhige Umgebungen und tiefgründige Gespräche mit wenigen Menschen. Große Menschenmengen können sie erschöpfen, und sie benötigen Zeit für sich selbst, um aufzutanken.
Tatsachen/Sinn
Personen mit Fokus auf Tatsachen und Sinn konzentrieren sich auf konkrete Informationen und Details, die sie über ihre Sinne wahrnehmen. Sie bevorzugen praktische Erfahrungen und legen Wert auf das Hier und Jetzt. Sie vertrauen auf bewährte Methoden und Fakten.
Intuition
Intuitive Menschen achten mehr auf Muster, Zusammenhänge und zukünftige Möglichkeiten. Sie sind ideenreich und denken abstrakt. Statt sich auf Details zu konzentrieren, betrachten sie das große Ganze und lassen sich von ihren Eingebungen leiten.
Entscheidungen auf rationaler Basis treffen
Personen, die rational entscheiden, analysieren Situationen objektiv und logisch. Sie legen Wert auf Fakten, Prinzipien und Konsequenzen. Emotionen spielen bei ihrer Entscheidungsfindung eine untergeordnete Rolle, und sie streben nach fairen und unvoreingenommenen Ergebnissen.
Entscheidungen auf emotionaler Basis treffen.
Diese Menschen lassen Gefühle und zwischenmenschliche Beziehungen in ihre Entscheidungen einfließen. Sie berücksichtigen die Auswirkungen auf sich selbst und andere und streben nach Harmonie und Verständnis. Empathie und Mitgefühl sind zentrale Elemente ihrer Entscheidungsprozesse.
Wertschätzung von abgeschlossenen Angelegenheiten
Personen, die abgeschlossene Angelegenheiten schätzen, bevorzugen Strukturen, Planung und klare Abschlüsse. Sie fühlen sich wohl, wenn Aufgaben erledigt sind und Ergebnisse feststehen. Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sind für sie wichtig, und sie mögen es, Kontrolle über Situationen zu haben.
Wertschätzung von anstehenden Entscheidungsprozessen
Diese Menschen schätzen Flexibilität und Offenheit. Sie lassen Optionen gerne offen und sind bereit, Pläne spontan zu ändern. Für sie ist der Prozess des Entscheidens genauso wichtig wie das Ergebnis, und sie fühlen sich in dynamischen Umgebungen wohl.

Wenn ein Pol stark ausgeprägt ist, ist üblicherweise der Gegenpol nur schwach ausgeprägt.
Wenn ein Gegenpol stark ausgeprägt ist, wird üblicherweise der Pol nur schwach ausgeprägt sein.

Und damit kommen wir zu der gegenseitigen Anziehungskraft, die gerade diesen Partner für dich attraktiv gemacht hat.

Die Faszination der gegenseitigen Anziehungskraft entsteht aus der Ergänzung der eigenen Persönlichkeitsstruktur mit der des Partners. (des gegenüberliegenden Pols) dabei werden die nicht selbst ausgelebten oder unterentwickelten Merkmale der eigenen Persönlichkeit durch die Stärken und Fähigkeiten des Partners ausgeglichen.

Ein Beispiel einer solchen Partnerschaft:

Ein Partner handelt planend und strukturiert, der andere Partner verfügt über eine ausgeprägte Flexibilität.

Der planende und strukturiert vorgehende Partner ist bestrebt, sich an eigene oder fremde Vorgaben und Termine zu halten und arbeitet diese gewissenhaft ab. Dieses hat z. B. bei der Anfertigung von Steuererklärungen deutliche Vorteile. Wenn es aber um spontane Reaktionen auf z. B. Einladungen oder Veränderungen im Handlungsablauf geht, trifft dieses auf Unwillen oder Ablehnung. Damit könnte aber auch ein Stück Lebensqualität zu kurz kommen.

Die Flexibilität des anderen Partners führt zu einem spontanen Umgang mit Menschen und Situationen und zeigt sich manchmal in besonderer Abenteuerlust. Damit ist die Basis für Abwechslung und Veränderungen in der Beziehung vorhanden. Eine Beziehung rostet dann nicht so leicht ein. Andererseits fällt es Flexiblen oft sehr schwer, stupide oder unter Termindruck stehende Aufgaben zu erledigen.

In einer solchen Partnerkonstellation würden die Partner voneinander profitieren, wenn jeder seine speziellen Stärken zum Nutzen der Beziehung einbringt und dabei das andere Strickmuster des Partners vollständig akzeptiert.

Beide Partner stehen aber in der Gefahr zu versuchen, den anderen in eine Kopie des eigenen Ichs umzumodellieren; es werden bewusst oder unbewusst alle Register gezogen, um ihn nach eigenen Vorstellungen umzuformen – mit teils fatalen Folgen.

Denn mit dem Versuch, seinen Partner zu ändern, gibt man ihm erst einmal zu verstehen, dass man ihn nicht so haben will, wie er ist – obwohl gerade die Gegensätze der Grund für die gegenseitige Anziehungskraft waren. Und man schwächt damit die Eigenschaften, aufgrund derer man sich in den Partner verliebt hatte.

Einmal ganz davon abgesehen, dass jeder Mensch (auch du!) ein Anrecht auf seine eigene, unverfälschte Persönlichkeit hat – was würde denn passieren, wenn die Beteiligten im obigen Beispiel mit Ihren Änderungsversuchen »Erfolg« hätten?

Der Durchsetzungsfähige würde mehr Einfühlungsvermögen entwickeln und damit seine Durchsetzungsfähigkeit einbüßen –

Der einfühlsame Partner würde lernen, sein Einfühlungsvermögen zu ignorieren, um sich besser durchzusetzen und damit seine Fähigkeit zur Anteilnahme einbüßen.

Wenn die Beziehung dann wegen mangelnder gegenseitiger Anziehungskraft totläuft, kann man von den Beteiligten gelegentlich hören: „Jetzt habe ich mich so geändert, wie er/sie mich immer haben wollte, jetzt bin ich so – und er/sie will mich nicht mehr.“

Dumm gelaufen!

Angenommen, du kämpfst gegen dieses latent vorhandene Bedürfnis nach Angleichung des Partners an die eigene Persönlichkeit an – kannst du damit glücklich werden?

Wenn du deinen Partner nicht mehr bedrängst, z. B. spontaner, strukturierter, emotional stabiler oder durchsetzungsfähiger zu werden oder sich der eigenen Wesensart anzunähern, erhältst du dir einen Partner, der nicht seine Ziele, sein ureigenstes Wesen aufgeben muss.

Damit eröffnet sich der Weg, die Eigenschaften, die du zu Anfang ganz besonders anziehend fandest, ganz besonders und dauerhaft zu schätzen.

Denn manches wird erst gut, wenn wir es gut sein lassen….